Ein Erfahrungsbericht von Sg. Frömmel

Sgt. Frömmel (did nothing wrong) oder wie ich lernte den Klappspaten zu lieben 

1 . Anreise

Endlich wieder im Feld. Des Schnitters Lied spielt laut in meinen Ohren. Guhle, Mutanten und ein Raiderhinterhalt. Die Wastelands werfen ihren ganzen Schmutz gegen uns, doch so wie Kaiser Woyzeck ̈über die Stadt Justice wacht, trotzt unser Trupp der 4ten Kompanie unter Lt. Wimmer diesen Gefahren. Die 4te Kompanie "Woyzecks Schild", die Wachhunde, welche um die Mauern von Justice patroullieren. Ich hätte mir nicht erhoffen können so schnell wieder im Gefecht zu sein, nachdem ich von der 1sten Kompanie hierhin versetzt wurde. Jedoch ist es schon interessant wie das Leben einem mitspielt. Unter den Sträflingen welche wir zu einem Außenposten, der nur als die "Kolonie" bekannt war, bringen sollten befanden sich bekannte Gesichter. Dieselbe Frau, die mich zum Sergeant beförderte, ging in roter Sträflingskleidung gekleidet Seite an Seite mit dem verblendeten Tomislav Tanosba neben mir her. Aber Unkraut vergeht nicht, vorallem wenn sie Michal Denisov heisst und der ehemalige Leutnant der 1sten Kompanie ist. Obwohl er zu einer der Gründerfamilien von Justice angehört, weiss Tomislav Tanosba eindeutig nicht zu schätzen was hier im Staub der Wastelands geschaffen wurde, denn selbst jetzt kann er sein Maul nicht halten und muss immer wieder abfällig über den Kaiser sprechen.

Seine Beine haben schon öfters Bekanntschaft mit meinem Spaten gemacht und so wie ich die Sache sehe, wird sich diese Beziehung im Laufe der Tage sehr vertiefen. 

Vorallem da ich von Captain Rohrwild den Auftrag bekommen habe diesen Unruhestifter endgültig zu beseitigen...

2. Ankunft in der Kolonie

Trupp 16 ist eine Witznummer. Die sollen auch in der 1sten Kompanie und von niemand weniger als Sgt. Picker persönlich ausgebildet worden sein ?!? Das ich nicht lache. Da sieht man was 8 Jahre mit der Moral machen wenn keine starke Hand vorhanden ist, um den restlichen Soldaten den Weg zu zeigen. Aber gut. Es ist nachts und wir sind alle erschöpft von der Reise. Der Leutnant und ich finden es ist eine gute Idee mit einer morgendlichen Standeskontrolle zu zeigen, dass militärische Disziplin wieder in der Kolonie Einzug gefunden hat. Wenigstens einem anderen Menschen konnte ich hier etwas ähnliches wie Vertrauen schenken. Michal warnte mich am ersten Abend noch, dass der derzeitige Vorarbeiter anscheinend nicht lang gewartet hat zu versuchen die Strafgefangenen für eine "Revolte" zu rekrutieren... 

3. Morgen

Die Standeskontrolle klang letzten Abend noch nach einer besseren Idee, als es sich jetzt herausstellte, aber nachdem diese von unserer Seite perfekt ausgeführt wurde, sind nicht mal die Hälfte der Soldaten von Trupp 16 aufgetaucht. Lt. Wimmer handelte mal wieder viel zu lasch und degradierte Sgt. Bonner nur zu einem Arbeiter und schickte ihn zu dem Rest. Nach diesem erfolgreich durchgeführtem Manöver entschuldigte ich mich zu weiteren kampfkraftwiederherstellenden Maßnahmen.

4. Mittag

Gunnar war der Name des aufrührerischen Vorarbeiters und nach und nach tauchten auchübelste Propagandaposter gegen den Kaiser und seine Armee in der Kolonie auf. Mich juckte es schon in der rechten Hand und nachdem die Arbeiterin Salty uns Bescheid gegeben hat, dass sie solche Zetteln in der Jacke des Trupp 16 Soldaten "Dog" gefunden hat, war klar was passieren musste. Ich bearbeitete Saltys Kniescheibe ein bisschen mit meinem Klappspaten und sie gab sofort zu, dass sie diese Schierereien bei Dog versteckt hat, um ihn eins wegen irgendeiner lange zurückliegenden Tat auszuwischen. Dem Trupp 16 kann man vieles nachsagen, aber noch hatte ich nicht den Eindruck, dass sie sich von Woyzeck und Justice abgewandt hatten. 

Inzwischen sind die Arbeiter von ihrer ersten Ressourcenbeschaffung an diesem Tag zurückgekehrt und fingen mit ihrer Arbeit an. Das Ganze interessierte mich recht wenig, hauptsache sie machen ihre Arbeit richtig. Es wurde auch langsam Zeit für meinen 13 Uhr Kaffee, um den Geist scharf zu halten. Ich hatte mir den letzten Sold aufgehoben und in Justice noch vor der Abreise frische Kaffeebohnen gekauft, ein wahrer Genuss für die treuen Soldaten des Kaisers. Just als ich die Bohnen abgezählt und in die Handmühle befördert habe, hörte ich plötzlich kleine Explosionen aus Richtung des Labors. In den vorgegebenen 10 Sekunden hatte ich meine Schutzmaske mitsammt Filter aufgesetzt, man weiss ja nie, und ging unbeirrt meiner Tätigkeit nach. Einzig die Schmerzenschreie und das, fast unerträgliche, Nörgeln gewisser Personen, dass ich mich doch bitte aus dem Larzarett begeben sollte, um meinen Kaffee fertig zu mahlen, irritierten mich ein bisschen.


Ausgezahlt haben sich die Strapazen aber, frisch gemahlener Kaffee schmeckt am Besten.

5. Nachmittag

Michal teilte dem Leutnant und mir mit, dass all die Arbeiter, welche auf der Seite von Gunnar sind, eine Kette mit einer Münze um den Hals tragen. Ich sah mich um und machte jedem Arbeiter mit einer solchen Kette ein schönes Kompliment, was die Meisten sehr irritierte. Nun entschied sich Lt. Wimmer den Vorarbeiter Gunnar festzusetzen und hat gleichzeitig eine Versammlung ausrufen lassen. Als ich Gunnar aus seiner Zelle holen wollte, höhrte ich von einem gescheiterten Fluchtversuch und um soetwas prophylaktisch zu verhindern, kam mein geliebter Klappspaten zum Einsatz. Rekrut Mayer und ich schliffen den Gefangenen daraufhin zum Leutnant. In einer großen Rede verkündete Lt. Wimmer, dass hier in der Kolonie an einer Waffe gearbeitet wird, welche wir zur Endgültigen Ausradierung dieses ganzen Raider und Mutantengesindels einsetzen können und somit Justice als unumstößliche Macht in den Wastelands etablieren zu können. Als ob das je jemand angezweifelt hätte. In einem letzten unnötigen Akt der Verzweiflung gelang es, wie ich zu meiner Schande zugeben muss, Gunnar jedoch noch Lt. Wimmer mit einem Ziegelstein am rechten Bein zu verletzen. Als Belohnung für diesen törichten Akt beendete dann mein Klappmesser Gunnars Leben.

Die Moral der Arbeiterschaft mit einer Rede unseres Leutnants, seiner Verletzung zum Trotze, wieder hergestellt gingen wir wieder zur Tagesordnung über. Die faulen Arbeiter mussten neues Rohmaterial zur Aufbereitung in der umliegenden Gegend abbauen und ein gemischter Trupp aus unseren Soldaten und Trupp 16 gab Geleitschutz. Man würde meinen, dass sich die Arbeiter nach so vielen Jahren in dieser Einöde langsam darauf eingestellt haben, wie man sich im
guhlverseuchten Gelände zu verhalten hat, aber nein. Ein verwundeter Arbeiter kam zurück und berichtete von einem Guhlangriff während der Ausgrabung. Lt. Wimmer musste keine Sekunde nach Freiwilligen suchen, denn Michal und ich
erklärten uns sofort bereit ein Ablenkungsmanöver zu starten, so dass der Ausgrabungstrupp unbehelligt hinter die schützenden Mauern zurückkehren konnte. Einzig mit einer Handsirene bewaffnet starteten wir los und versuchen die Guhle anzulocken. Was uns auch sehr gut gelang. Wieselflink rannten wir über die Felder, die abartigen Guhle nicht weit hinter uns, und schafften es schließlich bei dem Nordeingang wieder in die Basis zu kommen. Der Ausgrabungstrupp
konnte durch unser todesmutiges Ablenkungsmanöver mit minimalen Verlusten zurückkehren und endlich weiterarbeiten. Der Umstand, dass die Guhle versuchten vergeblich die Tore unserer Basis zu brechen, ist Woyzek sei dank keine große Erwähnung wert.

Doch leider folgte ein Unglück das nächste und kaum konnten wir uns wieder gefechtsfertig machen, verirrte sich eine dreckige Raider Bande vor unsere Tore. Sie wollten angeblich mit Sgt. Bonner sprechen, da sie eine Handelsabmachung

oder so hatten. Zum Glück war ich direkt vor Ort und lies meine stählernen diplomatischen Künste sprechen. Lt. Wimmer war ob der Erwähnung von Sgt. Bonners Name unsicher und so wurde er von uns vorübergehend festgenommen. In einem längeren Verhör beteuerte Bonner uns, dass er nichts mit dem Raiderabschaum zu tun hatte und dies nur dazu dienen sollte die Soldaten vor Ort zu spalten. Wir schenkten Sgt. Bonner unser Vertrauen und kurzum planten wir sogleich wie man die Maulwürfe, die offenscheinig mit den Raidern Kontakt hatten aus ihren Löchern zu holen. Ein Scheinprozess gegen Sgt. Bonner vor versammelter Mannschaft sollte vollzogen werden, während mir die ehrenvolle Aufgabe erteilt wurde, währenddessen die Anwesenden auf Anzeichen der Dissidenz zu untersuchen. Es war ein scharfsinninger Plan, doch hätte ich mir nicht gedacht was ich in ein paar Minuten aus der Dunkelheit hervorziehen würde.

Natürlich wusste ich genau, dass alle Abtrünnigen eine spezielle Kette mit einer Münze um den Hals als Erkennungszeichen trugen, also begann ich während dem Vortrag die Hälser der Arbeiter zu kontrollieren und als ich vor einem Mann namens Gero stand war es soweit. Gero war kein Abtrünniger. Gero war das Wiederlichste was man sich nur vorstellen kann. Zu meiner großen Überraschung befand sich das Zeichen des unsichtbaren Feuers auf der Halskette, die Gero trug. Da es sich hierbei um verrückten mutantenanbetenden Abschaum hielt, übergab ich Gero in windeseile seine Belohnung für so einen niederträchtigen Verrat. Eine Kugel zwischen seine Augen.

Den darauffolgenden Aufstand der Arbeiter und vorallem mancher Soldaten verstand ich nicht recht. Ich hatte sie alle doch eben von einem gefährlichen Verräter in ihrer Mitte befreit ? Anfänglich fand ich es auch sehr befremdlich als Lt. Wimmer aufgrund meiner absolut gerechtfertigten Tat die Waffe abnahm. Nach kurzem Überlegen händigte ich ihm meine Waffe aus, da ich einerseits noch meinen zuverlässigen Spaten bei mir hatte und andererseits der Leutnant wohl
gezwungen war mich zu "bestrafen" denn, danach konnten doch einige der Arbeiter etwas leichter atmen. 

Wenn sie nur wüssten...

Wäre das nicht alles genug gewesen, vernahm ich abfällige Bemerkungen mir gegenüber, die der Tanosba Bengel hinter vorgehaltener Hand tätigte. Ein weiteres Unkraut, das gejätet werden muss. Da dieser Auftrag von Captain
Rohrwild höchstpersönlich stammte, weihte ich auch die einzige Person ein, der ich hier vertrauen konnte. Während die Arbeiter und manche Soldaten die schützende Mauern verließen um den Mutantenanbeter zu bestatten, sammelte
ich ein bisschen Gift aus dem Labor und übergab dies Michal. Sie willigte ein es Tanosba in das Trinken zu mischen, denn ich könnte nie so nah an ihn rankommen, ohne dass jeder sofort Verdacht schöpfen würde.

6. Abend

Die restlichen Stunden des Tages vergingen unspektakulär, mit Dienst nach Plan. Einmal muss in diesem Sauhaufen auch etwas funktionieren. So hatte ich Zeit Nadel und Faden zu zücken und ein paar sehr notwendige Reperaturen an meiner Ausrüstung und Kleidung zu tätigen. Das die ängstlichen Blicke, welche die Arbeiter mir und meinem treuen Klappspaten schenkten, mir ein bisschen schmeichelten, dass muss ich eingestehen. Das wird noch harte Arbeit diesem Haufen Disziplin beizubringen. Nun kam diesem tatenreichen Tag langsam ein Ende entgegen und es wurde Zeit sich zur Essensausgabe zu begeben. Während ich gehorsam in der Reihe wartete, vernam ich von draußen panische Rufe infolge einer kleinen chemischen Explosion. Also tat ich was jeder pflichtbewusste Soldat in meiner Statt tun würde. Ich setzte meine Gasmaske auf und stellte mich wieder zurück zu meinem Platz in der Essensausgabe. Nun hatte ich jedoch das Problem, dass ich durch die Gasmaske keine Nahrung aufnehmen konnte, war aber guter Dinge, dass sich auch dieser kleine Zwischenfall schnell wieder in Luft auflösen würde.

Die nervigen Schreie der Arbeiter wurden lauter und ich sah auch ein paar Soldaten von Trupp 16 mit leichter Panik im Blick durch die Arbeiter warten. Irgendetwas lief ganz und gar nicht nach Plan. Plötzlich wurde die Tür von draußen geöffnet und es kamen ein paar Arbeiter und Soldaten zurück, die anscheinend draußen verbliebene Personen eingesammelt haben, was sich als großer Fehler entpuppte, denn so konnte die Giftwolke auch in die Messe vordringen.

 Mein Blick suchte den Leutant, der zu diesem Zeitpunkt seinen starren Blick auf einen regungslos am Boden liegen-
den Rekruten gerichtet hatte und mir wurde klar, dass ich handeln musste. Während rund um mich herum die Panik ausbrach und Menschen versuchten durch die Hintertüre zu fliehen, ging ich in die entgegengesetzte Richtung und
holte mir meine Waffe wieder. 

Bei Woyzek, jemand musste für Ordnung sorgen.

Michal und Lt. Wimmer waren die letzten in der Halle, er keuchte mir entgegen zu verschwinden. Diesen Befehl befolgte ich unverzüglich und verschwand mit Michal in die unbekannte Nacht der Wastelands.