Ein Brief aus Justice

Geliebte Mutter,

Jemand hat mal geschrieben "Hölle ist die Unmöglichkeit von Vernunft" und das ist genau, wie sich dieser Ort anfühlt, die Hölle. Ich bin gerade mal eine Woche in diesem Einsatz hier und ich habe keine Ahnung, wie ich einen ganzen Monat schaffen soll. Das härteste, was ich diese Woche machen musste, ist drei mal auf Aufklärung zu gehen, ich weiß nicht, was ich hier tue. Ein Mutant oder ein Raider könnte hinter jeder Ecke lauern und ich würde es wahrscheinlich nicht einmal merken, an diesem Ort verschwimmt alles zu unwirklichen Bildern. Ich habe kein Gefühl mehr für Raum und Zeit und ich weiß nicht was schlimmer ist, die Stille tagsüber, wenn wir durch die Ruinen von Städten marschieren, oder die zahlreichen Geräusche in der Nacht, wenn wir in die Dunkelheit starren.

Ich habe einen neuen Squad bekommen, die "Grunts". Gute Soldaten durch und durch, aber grün hinter den Ohren, sie sind nicht mehr als Kinder aufgezogen von einer Propagandamaschine, die sie nicht darauf vorbereitet hat, was sie hier draußen erwartet. Das Wasteland hat Regeln, Regeln deren Gültigkeit ich durch Blut und Schmerz anzuerkennen lernte. Ich trage diese Regeln vor mir, wie einen Schild, doch ich weiß nicht, ob sie genügen werden, alle von ihnen lebendig nach Justice zurückzubringen.

Wir sind alle so müde Mutter, wir stehen um 5 Uhr auf, marschieren den ganzen Tag, schlagen unser Camp zwischen 5 und 6 auf, graben Löcher, ziehen Stacheldraht, essen etwas. Dann müssen wir raus in die Nacht, irgendwo auf einen Hügel oder in eine Ruine, bereiten dort einen Überfall vor, für Gegner die wir nicht kennen und die häufig nicht einmal kommen und selbst wenn wir welche erwischen, dann sind da neue in der nächsten Nacht. Wenn man Glück hat, kann man im Camp bleiben und schiebt Wache für drei bis vier Stunden, dann kann man schlafen, aber hier draußen schläft niemand wirklich.

Ich sehe, wie die Neuen langsam am Wasteland zerbrechen, kaum einer der Veteranen außer mir schert sich um die Neuen. Es gibt eine inoffizielle Regel, von der ich ihnen nicht erzähle. Man sagt, dass das Leben der Neuen nicht so viel Wert ist wie das der Veteranen, weil sie noch nicht so lange dienen. Wenn man im Wasteland draufgeht, sagen sie, dann sollte es in den ersten zwei Wochen sein, ihrer Logik zufolge leidet man dann weniger. Bei unserem letzten Gefecht haben wir drei neue verloren, ich frage mich ob sie sagen würden, dass sie Glück hatten.

Hier bin ich jetzt, mit Männern und Frauen um die sich niemand wirklich schert. Sie kommen aus der untersten Schicht in Justice, und vielleicht, wenn sie Glück haben, wartet ein Job in der Konserven- oder Flaschenfabrik auf sie, wenn sie zurück kommen. Oder es ist so wie bei mir, ein weiterer Einsatz, wie oft habe ich schon gehört, dass es momentan keine freien Plätze gibt? Ich habe aufgehört zu zählen.

Und trotzdem sind sie hier, um für den Kaiser und die Freiheit unserer Stadt zu kämpfen, sie wissen, dass sie die Untersten sind, sie akzeptieren es sogar. Und deshalb nenne ich sie "Grunts", den ein Grunt kann alles aushalten. Sie sind die Besten, die ich jemals gesehen habe Mutter und ich fühle mich verantwortlich für jeden von ihnen.

Ich hab dir in meinem letzten Brief versprochen, immer zu schreiben, wenn ich etwas Neues gelernt habe. Diesmal ist es eine neue Regel, die ich aufgestellt habe, "Das Wasteland vergibt nicht". Denn hier draußen wirst du mit den Konsequenzen deiner Entscheidungen schonungslos konfrontiert und wir Soldaten treffen unsere Entscheidungen im Moment, fernab von rationaler Überlegung und Planung. Sag Mike, dass sein großer Bruder ihn sehr lieb hat und sag ihm, wenn er auch nur daran denkt den Truppen beizutreten werde ich ihn persönlich wieder nach Hause schleppen.

Gebt gut Acht auf euch Mutter und sag Vater, sag es ihm einfach.

Ich bin in Gedanken bei euch!

Elias

  • Sergeant Elias K. Grodin, Erste Kompanie "Krugers Fäuste" in einem Brief an seine Mutter, 3 Wochen vor der Übernahme des Passes


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