Der Handel


Ein Tag in den Wastelands aka Jimmy und die drei Räuber aka die Krallen Chroniken aka How I lost all my shit to some assholes aka Strangerdanger


Jimmy "The Glove" konnte gerade nicht anders als gute Laune zu haben. Wenn er das Klimpern der Glasflaschen in seinem Rucksack hörte, wusste er, dass sich all die Wochen, die er in den Kellern der Fabriksruine verbracht hatte, gelohnt hatten. Zweimal war er kurz davor gewesen als Ghoulfutter zu enden und konnte nur durch Glück entkommen. Ein ganzes Magazin seiner Pistole hatte er verschossen und sich einen juckenden Ausschlag, der erst jetzt langsam nachließ, eingefangen. Aber schlussendlich konnte er einige funktionsfähige Batterien, rostfreie Kabel und allerhand anderen technischen Schnickschnack bergen, die er jetzt bei einem schmierigen Kerl namens Greg gegen einen ganzen Rucksack voller Schnaps getauscht hatte. Der Typ hatte beinah zu sabbern begonnen, als Jimmy ihm die Beute gezeigt hatte. Scheinbar ein guter Tausch für beide.

Für den Schnaps würde er genug Abnehmer finden, die ihn dafür mit Proviant und Munition für Monate versorgen würden. Leise summte er die Melodie von "Dream On", das er tags zuvor in Gregs Schuppen von einem selbstgebauten Kassettendeck leiern gehört hatte, als er vor sich eine Bewegung wahrnahm. Blitzschnell zog er seinen Revolver in dem er aktuell nur noch einen einzelnen Schuss hatte, als zwei Kerle zwischen den Bäumen hervortraten. Der eine war schlaksig, hatte eine Krumme Nase, lange Haare und nurnoch drei kümmerliche Zähne im Mund, während der andere, ein riesiger Muskelberg von einem Mann, völlig haarlos war. Beide waren in verschlissene schwarze Klamotten gehüllt und trugen Lederjacken, auf deren Ärmel ein Patch in Form einer Vogelkralle genäht war. Jimmy fiel sofort auf, dass sie nur mit Schlagringen bewaffnet waren, wodurch er ihnen mit seinem Revolver definitiv überlegen war, sollte es zum Kampf kommen. Allein durch diesen Fakt fühlte er sich deutlich sicherer, selbst wenn er nur noch eine letzte Kugel hatte.

Als er die Waffe in ihre Richtung bewegte, hob der Kleinere beschwichtigend seine Arme: "Ganz ruhig Kumpel, wir wollen keinen Streit! Sind nur auf der Durchreise. Wenn du Essen dabei hast, für zwei ausgehungerte Reisende könnten wir etwas tauschen. Wir haben Patronen wenn du möchtest."

Der Kerl lies seine Hand in der Hosentasche verschwinden und holte sieben glänzende Patronen hervor, die er Jimmy in der geöffneten Hand präsentierte. Ein Lächeln huschte über Jimmys Gesicht, das war genau was er brauchte um sicher zum nächsten Dorf zu kommen, oder diese Situation hier gewinnbringender zu verlassen, also nicke er. "Gut, ich kann jedem von euch eine Ration anbieten, und wir Handeln auf die übliche Weise." Der schlaksige Kerl nicke. "Immer gern Kumpel, ich leg die Patronen dann mal hier ab."

Jimmy holte zwei Dosen Szegediner Gulasch aus seinem Rucksack, und stellte sie vor sich auf den Boden. Dann begannen sie sich vorsichtig zu umkreisen, bis beide Parteien ihre Plätze getauscht hatten. Nachdem die beiden keine Anstalten machten die Dosen aufzuheben behielt er sie im Auge, während er sich bückte und die Patronen aufhob. Gerade überlegte er sich wie klug es wäre die Beiden sofort zu erschießen, jetzt da er wieder genug Patronen hatte, als er hinter sich ein Rascheln hörte. Ein ausgemergeltes Mädchen mit pinken Haaren kam aus dem Unterholz gesprungen und noch bevor er reagieren konnte schlang es eine Drahtschlinge um seinen Hals und begann zuzuziehen. Panisch riss er den Revolver hoch und versuchte einen Winkel zu finden in dem er sie erschießen konnte, doch der Riese war mit zwei schnellen Schritten bei ihm und drosch ihm die Hand mit dem Schlagring ins Gesicht.

Als Jimmy wieder zu sich kam fand er sich an einen Baum gefesselt wieder. Es war schon dunkel geworden und er konnte ein Lagerfeuer in der Nähe riechen. Sein Schädel dröhnte, und er war sich sicher vorher mehr Zähne in seinem Mund gehabt zu haben. Die unterschiedlichsten Gefühle kochten in ihm hoch. Angst, dass sein Leben und alles, was er erreicht hatte, vorbei war. Wut auf sich, dass er sich hatte überrumpeln lassen und auf diese Bastarde. Er öffnete die Augen ein bisschen um sich ein Bild davon zu machen wie beschissen seine Situation war.


Er konnte die drei am Lagerfeuer sitzen und sich mit seinem Schnaps betrinken sehen. Der Riese hatte jetzt seinen Schlapphut am Kopf, die Stiefel in denen Jimmy schon so viele Meilen marschiert war an den Beinen und ein Zipfel von Jimmys treuem Mantel lugte, als Sitzkissen missbraucht, unter seinem Hintern hervor. Dann blieb Jimmys Blick an dem Mädchen hängen. Mit diesen aufgeweckten Augen und dem Frechen lächeln hätte er sie unter anderen Umständen sehr interessant gefunden, aber jetzt konnte er nicht anders als sie als einen von denen zu sehen, die es geschafft hatten ihm seine wohlverdiente Belohnung für monatelange Strapazen abzunehmen. Jimmy konnte das Funkeln seines Revolvers am Boden zwischen ihnen sehen, als sich der Schlaksige - der sich "Styles" - nannte erhob, und mit einer halbleeren Flasche herumzufuchteln begann.

Er schwafelte über die alten Zeiten in denen die Versorgungslinien von Jusitce noch schlechter bewacht waren und ihr Clan noch eine Macht war, mit der man rechnen musste. Dann sprach er über ein Lager von "The Pit" das sich nur einige Meilen im Süden befinden sollte, und dass sie ihren neuen Sklaven für ein paar Waffen an deren Arenameister verkaufen würden.

Wut kam in Jimmy auf als er sich sein kurzes Leben in der Arena ausmalte, und noch mehr als er drei weitere seiner Flaschen leer neben ihrem Lagerfeuer stehen sah. Aber auch etwas an Hoffnung, denn wer so viel Gebrannten getrunken hatte, würde unaufmerksamer sein. Jimmy begann sich zu konzentrieren und schon bald konnte er das vertraute Brennen in seinen Fingerspitzen spüren.

Er dachte an alle die Male, die er aus einem Dorf gejagt und wie ein Ghoul behandelt wurde, oder jemand in Panik verfiel, sobald er sich offenbart hatte. Jimmy konnte spüren wie langsam knöcherne Krallen aus seinen Fingerspitzen wuchsen und sich durch die Schlitze in seinen Lederhandschuhen schoben. Der Schmerz brachte ihn jedes mal fast um den Verstand und er würde wieder wochenlang seine Hände kaum gebrauchen können. Menschliche Finger waren einfach nicht dazu geschaffen Klauen zu haben, schoss es ihm durch den Kopf, aber jetzt hing mal wieder sein Leben davon ab. Nach einigen umständlichen Bewegungen schaffte er es seine Fesseln zu durchtrennen. Nun würde er warten, dies würde noch eine lange Nacht werden doch er würde eine Gelegenheit finden sich sein Eigentum zurückzuholen oder beim Versuch sterben, denn er war nicht bereit sein freies Leben aufzugeben, und diese Banditen über seine Zukunft entscheiden zu lassen.



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